Der ÖJC zur „Wiener Zeitung“

Der ÖJC zur „Wiener Zeitung“

Der Beschluss der Bundesregierung vom 27. April 2023 bedeutet praktisch das Aus der ältesten Tageszeitung der Welt, der „Wiener Zeitung“. Denn in Zukunft soll die republikseigene Tageszeitung nur noch als öffentlich gefördertes Onlinemedium erscheinen. Am 30. Juni 2023 erscheint die letzte Print-Ausgabe.

Der Österreichische Journalisten Club bedauert diese Vorgehensweise und ist grundsätzlich gegen jegliche Reduktion der Medienvielfalt in Österreich. Mit der Beendigung der Pflichtveröffentlichungen gemäß einer EU-Richtlinie fiel für die „Wiener Zeitung“ eine wesentliche Finanzierungsgrundlage weg. Die Regierung hat aber nicht ernsthaft versucht, Käufer bzw. ein Finanzmodell abseits der Politik zur Fortführung der gedruckten „Wiener Zeitung“ zu finden.

Zweifelsohne ist die seit 1703 zuerst als „Wienerisches Diarium“ erschienene „Wiener Zeitung“ ein österreichisches Kulturgut und gehört untrennbar zur österreichischen Medienlandschaft. Selbstverständlich bringt die Zeit technologische Änderungen im Medienwesen mit sich und eine täglich gedruckte Ausgabe einer Tageszeitung erfordert massive finanzielle Mittel, die auch erwirtschaftet werden müssen.

Nun soll die Republik jährlich 7,5 Millionen für das neue Onlinemedium überweisen. Weitere sechs Millionen sind für eine Journalistenausbildung und Vermittlung von Medienkompetenz vorgesehen, drei Millionen für eine Veröffentlichungsplattform. Was die „Wiener Zeitung“ allerdings völlig abhängig von jedem Jahresbudget der Bundesregierung macht.

Der ÖJC sieht es als wichtig an, dass die Unabhängigkeit der Redaktion (die bedauerlicherweise verkleinert wird)  die Meinungs- und Medienvielfalt in Österreich und damit einhergehend die Aufrechterhaltung des hohen journalistischen Qualitätsstandard bei der zukünftigen „elektronischen“ „Wiener Zeitung“ weiterhin gewahrt werden und dass die Zukunft nicht an einem seidenen Faden der jährlichen Budgetgestaltung des Finanzministeriums hängt. Die „Wiener Zeitung“ als älteste Tageszeitung der Welt darf als mediales „Weltkulturerbe“ nicht auf Raten sterben und verdient eine solide wirtschaftliche Basis für eine Weiterexistenz mit einem qualitätsjournalistischen Auftrag und Wahrung der politischen Unabhängigkeit. Das gilt auch für die Journalismusausbildung, die frei von jeder politischen Einflussnahme gewährleistet werden soll.

Nachstehend der Link, unter dem man sich in das „Kondolenzbuch“ der „Wiener Zeitung“ eintragen kann:

www.andacht.at/wienerzeitung